Trachtenmode – die Geschichte der Volkstrachten

Trachtenmode – die Geschichte der Volkstrachten

Aus der ländlichen Kleidung der einfachen Bauern und Bäuerinnen entwickelte sich die Tracht, mit der eine bestimmte Kleidergepflogenheit bezeichnet wird. Allerdings sind diese nicht nur zeitlich und regional begrenzt, sondern auch konfessionell und sogar zum Teil ethnisch. Darüber hinaus präsentieren sie den sozialen Status der Trägerin oder des Trägers. Es gab und gibt je nach Anlass verschiedene Trachten, die hauptsächlich der Kommunikation dienen und bspw. Auskunft über den Beruf, persönlichen Status und Wohlstand gibt.

Eine Tracht spricht eine eigene Sprache

Eine Tracht spricht eine eigene Sprache, bei der es sich um eine Jahrhunderte gewachsene regionale Kultur handelt. Trachten fördern die Zugehörigkeit, geben Rückhalt und Lebensmut. Diejenigen die eine Tracht tragen, die betreiben lebendigen Geschichtsunterricht, der zudem Spaß macht. Denn das Tragen einer Tracht ist mehr als nur ein Spiel oder eine Schau, sondern es handelt sich um einen Teil des Lebens.

Der Ursprung der bayerischen Tracht

Ein jeder der bereits einmal auf dem Oktoberfest war, der wird sich sicherlich nicht der Faszination von Dirndl und Lederhosen entziehen können. Jeder gestandene Bayer hat eine Tracht im Schrank, die ein Zeugnis davon, dass die Bayern ihre jahrhundertalte Tradition bewahren und eben diese auch heute noch mit Leben erfüllt sind. Interessant ist der Fakt, dass diese Tradition sehr jung ist.

In einer zweiteiligen Dokumentation „Unsere Tracht und die Macht“ hat die Filmemacherin Katarina Schickling festgestellt, dass genau das, was heute unter Tracht verstanden wird, nicht älter als 150 Jahre ist. Doch wie war es möglich, das ein solch relativ neues Kleidungsstück bereits nach solch kurzer Zeit zum nationalen Symbol der Bayern wurde?

Die Wittelsbacher Adelsfamilie und die Tracht

Eine bedeutende Rolle spielte die Wittelsbacher Adelsfamilie, bei dem Aufstieg der Tracht als Alleinstellungsmerkmal sowie das geschickte Branding der Familie. Ihrem neu geschaffenen Königreich wollten die Wittelsbacher eine unverwechselbare Identität geben und daher kreierten und förderten sie die Nationaltracht, die besagt „So sehen wir Bayern aus!“. Bis heute funktioniert dieses Marketingtool hervorragend.

In diesem Zusammenhang ist auch spannend, dass nicht das einfache Arbeitsgewandt der Bauern der Ursprung der Tracht war, wie allgemein angenommen wird. Sondern bei dem Dirndl handelte es sich um das modische Sommerkleid der Damen aus der Stadt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts an den Tegernsee kamen. Ihre Sommergewänder waren von der ländlichen Tracht inspiriert und entsprechend geschneidert.

Selbst die Lederhose, die Lodenjacke und der Hut des Jägergewandts von 1850 ist nicht auf die Bauern zurückzuführen. Damals handelte es sich bei der Jagd um ein Statussymbol, das dem Adelsstand lediglich zustand. Bei der Lederhose handelte es sich um ein teures, schickes Kleidungsstück, der herrschaftlichen Jäger.

Die Tracht erlebte in den 50er- und 60er-Jahren ihre Blütezeit. In der Hotel- und Gastronomie war sie weit verbreitet, aber auch bei den Damen, die den Sommer auf dem Land verbrachten. Als alltagsgewandt und auch als Anlasskleidung waren das Dirndl und die Lederhose nicht mehr wegzudenken.

Trachten sind auch heute noch „in Mode“

Auf den großen Veranstaltungen wie bspw. das Münchner Oktoberfest ist die traditionelle Kleidung absolut salonfähig. Die VIPs, Stars und Sternchen zeigen sich ebenso in Dirndl und Co., wie die einfachen Bürger. Die bekannteste Tracht stammt aus Bayern, wird aber mittlerweile in ganz Deutschland getragen. Bei den Damen kann es sich um ein Dirndl handeln oder um einen schicken „Zweiteiler“ der aus Oberteil und passenden Rock besteht. Einen Trachtenrock entdecken auf Alpenclassics. Ganz egal ob zu einer Hochzeit oder einem der adaptierten Bier- bzw. Oktoberfeste, die hoch oben im Norden stattfinden oder im Ruhrpott.

Nicht nur in Bayern gibt es Trachten

Im Ausland stellt man sich die Deutschen in Lederhose und Dirndl vor. Doch das ist zu einfach, doch um ehrlich zu sein, viele Deutsche wissen gar nicht, welche Tracht in der eigenen Region getragen wird. Im Höchstfall existiert ein Trachtenverein oder ein Heimatverein, der, im Gegensatz zu Bayern, eher ein staubiges Image innehat.

Natürlich werden Trachten heute nicht mehr benötigt, um den sozialen Status, den Trauerstatus, die wirtschaftlichen Umstände oder die Zugehörigkeit zu einer Dorfgemeinschaft aufzuzeigen. Sondern ganz im Gegenteil, denn heute ist in Sachen Kleidung eher eine gewisse Konformität en Vogue. Aber dennoch ist es durchaus spannend, einmal zu erfahren, welche Trachten denn in der eigenen Region getragen wurden / werden – sehen wir einmal ab von der beruflichen Zunftkleidung bspw. der Zimmermänner und den Uniformen der Mitglieder des Schützenvereins. Denn in jedem Bundesland und deren Regionen haben sich mit der Zeit ganz eigene Trachten entwickelt:

  • Hessen: Frauen tragen häufig schwarze Trachten mit bunten Applikationen.
  • Niedersachsen: Viele Regionen haben ihre eigenen Trachten entwickelt und jede davon ist etwas besonderes und individuell. Eine große Rolle spielen schwarz-weiße Kontraste, Blumenmuster und natürliche Farbtöne. Besonders aufwendig sind die Hochzeitstrachten.
  • Brandenburg: Dort trägt kaum noch jemand eine Tracht, wobei dort früher viele Trachtenregionen zu finden waren. Auf zeitgenössischen Malereien sind Frauen mit roten Wollrock, einer kurzen weißen Schürze, einem schwarzen Mieder und einem Hemd mit Rüschenkragen zu sehen. Die Männer Truge oft Mäntel, die an Uniformmäntel angelehnt waren.

One comment

  1. Ich erinnere mich an eine Hochzeit, auf der ich eine Tracht getragen habe. Es war eine wunderschöne Feier und ich fühlte mich sehr wohl in meiner Tracht. Ich finde es toll, dass die Trachtenmode so vielfältig ist und dass es für jeden Anlass die passende Tracht gibt. Die Idee einer Volkstracht entstand Ende des 18. Jahrhunderts und wurde in verschiedenen europäischen Territorien diskutiert. Die Tracht ist Ausdruck des sozialen Status und wechselt je nach Anlass.

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